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Mein Beitrag zur #1MonatVegan: Blogparade mit Challenge geht um das Reisen als Veganer*in:
Ich selbst war schon in vielen asiatischen Ländern unterwegs
und gebe im folgenden einen kleinen Überblick über meine Erfahrungen.
1. Wahl des
Reiselands
„Überleben“ wird man überall. Vor allem in Asien gibt es
überall Reis und tolles Obst meist ebenfalls. Aber manche Länder sind
kulinarisch gesehen einfach veganfreundlicher als andere. Das liegt zum einen
an der traditionellen Küche eines Landes, aber zum anderen auch am
„Tourismisierungsgrad“ des Landes. Ausführliche Beispiele gibt es am Ende des
Artikels.
2. Selbst an den
abgelegensten Orten kann man vegetarisch-vegane Restaurants finden
Ohne die Smartphone-App „Happy Cow“ reise ich nirgendwo hin.
Wirklich! (Fast) Egal wo man ist, findet die Suchmaschine einen
veganfreundlichen Ort zum Essen. Und je nach Land sind rein vegane Restaurants
keine Seltenheit, in denen man dann oft auch die lokalen Spezialitäten in
veganisierter Form probieren kann – das sollte man sich nicht entegehen lassen.
3. Ausrüstung und
Selbstversorgung
In meinem Reiserucksack findet sich immer ein Taschenmesser,
Löffel, Gabel, ein kleines Schüsselchen und Campingteller. Eine kleine Packung
Haferflocken und ein paar „Notfallriegel“ nehme ich auch meist mit auf Reisen, man
weiß ja nie. Sollte man nirgendwo kein passendes Restaurant finden und auch
keine Hostelküche o.ä. zur Verfügung haben, kann man immernoch auf einen Markt
gehen und sich aus dem vielen tropischen Obst und Gemüse eine rohköstliche
Mahlzeit schnibbeln.
4. A little bit of
preparation...
Vorbereitung schadet nie. Im Internet kann man sich einen
Überblick über die Nationalgerichte und Kultur verschaffen. Wer die Sprache
kann ist klar im Vorteil, meist ist das aber nicht der Fall. Es lohnt sich aber
immer ein paar Brocken der jeweiligen Landessprache zu lernen und neben Hallo,
Danke & Co. z.B. auch zu wissen, was „ohne Milch/Eier/Fleisch/Fisch“ heißt.
Auch den „veganen Passport“ kann man für den Notfall mitführen, darin steht auf
gefühlt jeder Sprache der Welt, was man gerne essen würde als Veganer*in und
was nicht (hab ich persönlich aber noch nie gebraucht). Auch ein Tipp: mach
dich mit der Fastenkultur des Landes bekannt. Manche Kulturen essen keine
Tierprodukte zu bestimmten Anlässen und das kann einem als Veganer*in in die
Karten spielen – mindestens um besser verständlich zu machen, was man essen
will und was nicht.
5. Lebe mit den
Locals
Es gibt eine Reihe an Möglichkeiten, mit Einheimischen in
Kontakt zu kommen. Wenn ich in ein Land reise und dabei das Leben aus der
einheimischen Perspektive kennen lernen darf, finde ich das immer viel
wertvoller und spannender, als einfach mit ganz vielen anderen Reisenden in
einem Hostel oder einer Hotelanlage zu hocken. Zu empfehlen ist hier
Couchsurfing, WWOOFing (Worldwide Opportunities for Organic Farming – meist
lebt und isst man kostenlos in einem landwirtschaftlichen Betrieb, gegen
Mitarbeit) und wenn man Glück hat, kann man auch über AirBnB Einheimische
kennen lernen. Am besten vorher schonmal vorfühlen, wie die Menschen gegenüber
fleisch- bzw. tierproduktloser Küche stehen. Wenn man dann aber nette Leute
trifft, kann man wirklich tolle Erfahrungen machen! Auf den Veganitätsaspekt
begrenzt: man kann sich einheimisch kochen beibringen lassen, den anderen
vielleicht etwas von seiner Küche zeigen und natürlich viel wertvolles Wissen
über die Landesküche allgemein bekommen, vielleicht ein paar nützliche Sätze
lernen und seine Reise so noch erfüllender fortsetzen.
6. Notfalls: Allergiker spielen
Es ist immer besser offen nach veganen Alternativen zu
fragen, um den Menschen ins Bewusstsein zu rufen, das manche Menschen einfach
keine Tierprodukte essen möchten. Manchmal wird man aber trotz allem nicht ernst
genommen oder gar abgelehnt. In solchen Fällen kann man immernoch so tun, als
wäre man ein starker Allergiker.
7. Nicht verrückt
machen!
...der vielleicht wichtigste Punkt. Selbst wenn man sich
mehrfach versichert, kann es passieren, dass doch irgendwas im Essen ist, das
man nicht wollte. Sollte das so sein – nicht verrückt machen. Du hast alles
versucht und musst dir selbst kein schlechtes Gewissen machen – vielleicht bist
du sogar mit jemandem unterwegs, der es gerne noch weiter isst. Generell muss
man beim Reisen erstmal seine persönliche Balance finden – was ok für einen ist
und was nicht. Zum Beispiel ob du jedes Mal genau nach den Inhaltsstoffen
fragst, oder ob du das bestellst, was dir relativ sicher nach deinne bisherigen
Reiseerfahrungen vegan zu sein scheint. Ob es für dich ok ist, wenn im selben
Frittierfett unvegane Produkte zubereitet werden oder du notfalls auch ein
Curry akzeptierst, aus dem das Fleisch nachträglich rausgenommen wurde. Beim
Reisen abseits der großen Hotelanlagen kann man sich manchmal auf solche
Kompromisse einlassen, wenn man nicht nur Reis und Bananen essen will – was man
natürlich auch machen kann, aber das ist eben eine persönliche Entscheidung.
Meine persönlichen Erfahrungen in Asien
Sri Lanka beispielsweise ist sehr veganfreundlich: dort sind
von Haus aus viele Menschen Vegetarier und im Gegensatz zur verwandten
indischen Küche wird so gut wie nie Butter-Ghee zum Kochen verwendet und Eier
sind nach dem indischen Vegetarismusverständnis sowieso ausgeschlossen. Das
„Grundnahrungsmittel“ sind Reis und Dhal (Linsensuppe), dazu gibt es oft
würzige Kokosflocken und Gemüsecurries. Ein anderes leckeres Gericht ist
„Khotthu“, das ist klein gehacktes Fladenbrot mit Gemüse angebraten. Hier wird
oft ein Hühnerei mitgebraten, aber man kann es natürlich auch ohne Ei
bestellen. In Bäckereien findet man vegane Samosas (Teigtaschen mit
Kartoffel-Gemüse-Füllung) und bei Straßenständen ein Kichererbsengericht. Im
Gegensatz zu fast allen anderen asiatischen Ländern isst man in Sri Lanka aber
meist zuhause und deswegen ist Streetfood weniger verbreitet – aber ein
Restaurant findet man trotzdem meist. Wenn man in Ella ist: unbedingt den
Kochkurs bei „Spice Hut“ machen – der ist vegan, ohne das explizit so
anzupreisen.
In den meisten asiatischen Ländern findet man traditionell
kaum Kuhmilch im Essen. Das einzige, was in vielen Ländern verwendet wird, ist
sehr süße dicke Kondensmilch, die in Kaffee, Desserts und ähnlichem genossen
wird. Aber das lässt sich gut vermeiden, wenn man danach fragt. Bei indischer
Küche muss man allerdings aufpassen:
In Malaysia leben ethnische Malaien,
aber auch chinesisch und indisch verwurzelte Menschen – dementsprechend
verschiedene Küchen gibt es dort. Die malaiische Küche ist leider sehr sehr
fleisch- (und eier-)lastig. Ich habe kein einzig traditionelles Gericht
gefunden, das vegan ist. Die einzige Chance hier etwas von der malaiischen
Küche zu erleben, ist in explizit vegetarisch-veganen Restaurants. Besser dran
ist man bei den chinesischen und indischen Küchen – hier wird auch von
vorneherein viel vegetarisch gegessen. Bei der chinesischen Küche muss man
meist auch keine Milch fürchten, bei indischen Essen sollte man diesbezüglich
aber immer nachfragen. Malaysia hat essenstechnisch (und kulturell sowieso!)
auf jeden Fall eine ganz schöne Vielfalt.
Thailand ist auch recht einfach für Veganer. Als eines der
touristischsten Länder Asiens stellt man sich sowieso auf die Wünsche der
Touristen ein, aber hier ist Fleisch auch meist nicht die Hauptsache, sondern
nur eine Beigabe – im Sinne von: Ob in einem Thai Curry Fleisch ist oder nicht,
macht nicht geschmacklich nicht so den riesigen Unterschied (anders z.B. bei
bayerischem Schweinebraten ;) ). Curries kann man oft mit Tofu oder nur Gemüse
bekommen – einzig auf Fischsoße sollte man immer achten. Auch Mango Sticky
Rice, Klebreis mit Mango und süßer Kokosmilch, ist ein von vorneherein veganes
Gericht und sehr lecker. Frische Fruchtsmoothies bekommt man auch an jeder
Ecke. Wenn man in Bangkok ist: unbedingt den Kochkurs bei May Kaidee machen!
Indonesien ist das Land des Tempehs. Es wird zwar viel Fleisch
gegessen, aber man kommt als Veganer gut zurecht. Meist isst man Reis und
bestellt weitere Komponenten dazu, die frittiert oder gekocht wurden (Tempeh,
Tofu, Wasserspinat, Auberginen...), dazu gibt es Sambal, eine scharfe Chilipaste
(hier sollte man fragen, ob Fisch- oder Krabbenpaste drin ist). Es ist auch
nicht schwer die paar Wörter der verschiedenen Gerichte zu lernen, um das
richtige zu bestellen. Und wenn man in Bali ist, das sehr auf Tourismus, aber
auch „Yoga- und Nachhaltigkeitstouris“ ausgerichtet ist, findet man eine große
Auswahl an explizit veganen Locations.
In Kambodscha habe ich nicht so viel
Zeit verbracht und war nicht abseits der touristischen Mainrouts unterwegs. Die
Küche ist ähnlich wie in Thailand und mit Happy Cow konnte man auch immer
leckere vegetarisch-vegane Restaurants finden.
Die Philippinen sind das
„veganunfreundlichste“ Land in das ich in Asien gereist bin. Eine sehr
einfache, aber fleischlastige Küche. Hier habe ich mich oft von frischem Obst
und Gemüse vom Markt ernährt. An manchen Orten gibt es aber auch rein
vegetarisch-vegane Restaurants, in denen man dann auch veganisierte
philippinische Gerichte genießen kann. Nicht nur wegen dem Land selbst, sondern
auch wegen der tollen Mangos ist es immer eine Reise wert!
Taiwan ist von der Küche her sehr chinesisch. Es gibt viele
vegetarische (überwiegend veganes Essen) Restaurants – „vegetarisch“ bedeutet
hier aber auch ohne Knoblauch und Zwiebeln (das hat spirituelle Gründe, die mir
bisher nie jemand richtig erklären konnte). Tofu und Gemüse findet man überall –
allerdings ist das dann nicht unbedingt so aufregend, geschmacklich. „Hotpots“
werden gerne gegessen – das ist Fondue, bei dem man in heißer Brühe Häppchen
gart – z.B. Gemüse, Pilze (oder eben Fleisch), man kann es auch mit Gemüsebrühe
bekommen, wenn man etwas Glück hat. Hier gibt es auch recht viele „Loving Huts“
(eine vegane Fastfoodkette – in vielen asiatischen, aber auch ein paar außer-asiatischen,
Ländern verbreitet). Man sollte sich jedoch den Satz „Ich esse vegetarisch,
bzw. rein vegetarisch (vegan)“ auf chinesisch beibringen lassen.
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